Der Familienname "Henggeler"

Auszug aus: Henggeler, Rudolf: Die Henggeler- Talleute zu Ägeri, Zug 1934 (S. 19-22).

Anfänglich pflegten die Alemannen nur einen Namen, den Vornamen zu tragen. Im 12. Jahrhundert erscheint zunächst beim Adel die Sitte, dem Vornamen auch den Stammsitz des Geschlechtes beizufügen. Seit dem 13. und 14. Jahrhundert bürgerte sich auch auf dem Lande die Sitte ein, dem Vornamen noch einen zweiten Namen, der verschiedentlich hergeleitet wurde, beizufügen. Sehr häufig hat man gerade da die Bezeichnung von dem Besitz hergenommen, sogenannte Flurnamen. Von einem solchen rührt auch der Name Henggeler her.

Gerold Meyer von Knonau versuchte zwar in seiner Arbeit: „Die gegenwärtigen zugerischen Geschlechtsnamen etymologisch erklärt“ (in „Geschichtsfreund“, Band 9, 1853, S. 190), den Namen von „hängelen“ d.i. herabhängen, schlottern von Kleidern (althochdeutsch „hahan“) als von einem Spottnamen herzuleiten. Dies ist aber nicht richtig!

Mit „herabhängen“ muss er allerdings in Zusammenhang gebracht werden. Aber dabei kann, wie mir Herr Dr. Saladin, Professor in Sursee, einer der besten Kenner der Namensforschung in unseren Gegenden, mitteilte, nur an eine Ortsbezeichnung gedacht werden. Nach ihm kommt der Flurname Häng(g)eli, Häng(g)ele ziemlich häufig vor. Er stellt eine Verkleinerungsform von zu Hang dar, bedeutet also ein am Hang gelegenes Gut, nach dem dann der Besitzer genannt wurde.

Wo findet sich nun ein solcher Flurname?

Für Zug, wo das Geschlecht ja auch vorkam, ist es leicht, diesen Nachweis zu erbringen. Noch heute findet sich strassabwärts vom Zuger Talacker, links über der Strasse, ein Hof, der Hänggeli genannt wird. Schon 1868 hat Pfarrhelfer Paul Anton Wickart in seiner Arbeit: „Die Geschlechter der Stadt Zug narch ihrem Ursprung oder Herkommen“ (in „Geschichtsfreund“, Band 23, S. 312), wo er die Henggeler unter den ausgestorbenen Stadtgeschlechtern behandelt, darauf hingewiesen, in dem er sagte: „Die Henggeler (Henggular, aus dem Hengali), ein altes Geschlecht, das seinen Namen von dem Hof Henggeli (im Lüssi) erhalten haben mag“. Da aber eine Übersiedlung von Zug nach Ägeri kaum in Frage kommt, und das Geschlecht auch anderwärts noch erscheint, ohne dass Zusammenhänge da wären, so müssen wir im Ägeritale selbst nach einer solchen Flurbezeichnung suchen. In einer Gült vom 3. April 1464 wird die „Henggendenrüti“, ein Gut zwischen Schneit und Hinterwiden erwähnt, das auch in dem Jahrzeitenrodel von ca. 1470 wieder erscheint und noch im 16. Jahrhundert (1527 und 1572) in Gülten genannt wird. Da das Gut zudem in der Nähe des Heimwesens Tannen, einem uralten Henggelerbesitz, liegt, ist es nicht ausgeschlossen, dass sich der Geschlechtsname von dieser oder einer ähnlichen Flurbezeichnung, die heute verschwunden ist, herleiten mag. – Das Einsiedler Urbar von 1427 erwähnt einen hängenden Bühl in Neuheim und im Baarer Jahrzeitbuch (1544) wird ein Acker Hengeler in Büssikon genannt, wobei es sich aber wahrscheindlich um einen Besitzernamen handelt.

Auszug aus: Fändrich, Thomas: Zuger Familiennamen, Zug 2000, S. 179.

Henggeler/Henggeli

Wohl schwdt. hangen "hängen", dazu die Ortlichkeitsbezeichnung in der Hängelen, mhd. hengel, das Hängende, Hängsel, zu mhd. hengelîn "Traubenbüschel"; Lexer belegt hengel vor allem im Zusammenhang mit dem Weinbau. Im Wort steckt mit Sicherheit die Bedeutung "hängen".

Die Zuger Appellative lassen nicht in erster Linie an Weinbau denken, sondern eher an Landstücke, die wegen ihrer Steilheit als aufgehängt empfunden worden sind.