Henggeler- Talleute zu Ägeri

Die Henggeler sind eines der sieben alten Talleutegeschlechter des Ägeritals. Wie die anderen sogenannten „Siebengeschlechter“ besitzt auch die Familie Henggeler das Zugrecht zwischen der oberen und unteren Gemeinde, sind also je nach Wohnsitz in der jeweiligen Allmendkorporation nutzungsberechtigt.

Die Henggeler in Arth

Erstmals urkundlich erwähnt wird der Familienname Henggeler in einer auf den 07. Dezember 1366 datierten Urkunde, worin ein gewisser "Ulrich Hengeller" als Amtmann der Herren von Hünenberg genannt wird

(StASZ 192).

 

Am 1. Januar 1384 stifteten die beiden Schwyzer Landleute "Uoli Henggeller und Jenni Henggeller" ein ewiges Licht in der Pfarrkirche von Arth (Kirchlade Arth, Gfr. 19, S.278-279).

 

Nur wenige Jahre später, am 25. September 1392, belegte der Konstanzer Domdekan Heinrich Goldast einige Schwyzer Landleute mit dem Kirchenbann, da diese zuvor die Urner in ihrem Streit mit der Fraumünsterabtei Zürich unterstützt hatten. Unter den namentlich aufgeführten Schwyzern findet sich auch ein "Ruedi Hengeller, genannt Jostjacob" (Gfr. 8, S. 75-76). Es wird gemeinhin angenommen, dass dieser Ruedi Henggeler identisch ist mit dem zeitgleich bezeugten Schwyzer Landammann Jost Jakob.

 

Auf dem sogenannten "Becher von Arth", einem um 1610 geschaffenen Innungsbecher der Arther Burgerschaft, findet sich das Wappen eines "Casper Hängeler".

 

Die nie zahlreichen Henggeler in Arth sind Ende des

19. Jahrhunderts ausgestorben.  

Die Henggeler im Ägerital

Im Ägerital findet sich der Name Henggeler erstmals in einer auf den 6. August 1401 datierten Urkunde der Leute von Ägeri und Berg, wobei unter den namentlich aufgelisteten Talleuten zu Ägeri auch ein gewisser "Heini Henggeler" aufgeführt ist (StASZ 275). Vermutlich ist die Familie kurz zuvor aus dem benachbarten Schwyz ins Tal eingewandert, wie Nennungen im Jahrzeitbuch von Sattel nahelegen.

 

Verschiedene Familienmitglieder finden sich in den spätmittelalterlichen Urbarien des Klosters Einsiedeln und den Jahrzeitrodeln der Pfarrei Ägeri. Dabei finden sich die Vertreter der Familie sowohl unter den nach Einsiedeln zinspflichtigen Gotteshausleuten, als auch unter den Inhabern von freien, sogenannten "Herrschaftsgütern".

Eine zusammenhängende Genealogie ist jedoch erst ab dem 16. Jahrhundert möglich. Wichtige Quellen bilden dabei das 1536 neu gefasste Jahrzeitbuch und das 1615 angelegte Taufbuch der Pfarrei Ägeri.

 

Als Stammväter des Geschlechts gelten Jakob I. (auf Hintertannen) und Melchior (auf Obertannen; genannt "Guss"). Das Herrschaftsgut Tannen (Oberägeri), das sich seit spätestens 1470 im Besitz der Familie befand, gilt dann auch als eigentliches Stammgut der Henggeler im Ägerital. Spätestens seit 1591 finden sich zudem Mitglieder der Familie auf dem Gut Bietenberg (Oberägeri).

 

Mit Jakob II. (1624-1694), einem Enkel des oben genannten Jakob I. verzweigte sich das Geschlecht 1653 auf den Hof Waldschlag. Jakobs Söhne wurden die Stammväter der heute noch bestehenden Linien der Familie:

 

I) Wilhelm (1655-1705), auf Wald

∞ Anna Anna Katharina Landtwing (gest. 1726)

Stammeltern der Henggeler ab  Waldhof und Waldheim (1881)

 

II) Heinrich Oswald (geb. 1657), auf Hessenen

∞ Anna Maria Heinrich (geb. 1652)

Stammeltern der Henggeler ab Acher (1721),  Moos (1757), Frohbühl (1850), Teufsetzi (1855), Seidenfaden (1894) und Bornacher (20. Jh.)

 

III) Franz (1661-1737), auf Waldschlag

∞ Maria Magdalena Hasler (1669-1729)

Stammeltern der Henggeler ab Bethenbühl (1733), Grood (1875) und Griesgruben (20. Jh.)

 

Obwohl die Henggeler zu den ältesten Geschlechtern des Ägeritals zählten, traten die nie zahlreichen Familienvertreter erst ab dem ausgehenden 

17. Jahrhundert vereinzelt in öffentlichen Ämtern der Talgemeinde Ägeri in Erscheinung:

 

Johann Christian (1659-1723), wurde 1691 zum Vertreter der Gemeinde Ägeri im Zuger Grossgericht gewählt und fungierte mehrfach als Gesandter der Talgemeinde. Seine Vettern Wilhelm (1655-1705) und Heinrich Oswald

(1657-?) amtierten als Säckelmeister der Talgemeinde Ägeri. Mit Wilhelm Henggeler (1671-1729) stellte die Familie erstmals einen Vertreter im Zuger Stadt- und Amtsrat. Zudem amtierten mehrere Familienmitglieder im 17. und 18. Jahrhundert als Kirchmeier und Pfrundvögte der Pfarrei Ägeri sowie als Kapellvögte der Einsiedelei

St. Jost.

 

Die Etablierung in der politischen Führungsschicht erfolgte jedoch erst mit Johann Melchior Henggeler (1731-1816), der seit 1786 die Talgemeinde Ägeri im Stadt- und Amtrat vertrat und 1799 zum Präsidenten der Muncipalität Unterägeri gewählt wurde.  Viele seiner Nachkommen, darunter sein Sohn, Landrat Johann Jacob (1771-1852) und seine Enkel Meinrad (1792-1869), Alois (1807-1888), Franz Josef (1812-1875) und Wolfgang (1814-1877) waren an der Gründung und Leitung der Spinnereien Unterägeri (1836), Neuägeri (1846) und Baar (1854) beteiligt. Die Spinnereien gehörten als erste Fabriken des Kantons Zug zu den grössten Arbeitgebern der Region und beschleunigten den politischen und wirtschaftlichen Aufstieg der Familie. So stellte die Familie zwischen 1848 und 1900 insgesamt 8 Regierungsräte und einen Nationalrat, wobei diese jedoch verschiedene politische Lager (liberal/ konservativ) vertraten.

 

Ebenfalls an der Gründung der Spinnereien beteiligt war Joseph Christoph Henggeler ab Bethenbühl (1791-1876), der 1829 als erster Vertreter der Familie das Amt des Landammans bekleiden konnte. Zu seinen Nachkommen zählen u. A. die Regierungsräte Albert (1826-1905) und Wolfgang (1868-1873), der lange in den Tropen tätige Arzt Oscar (1871-1929) sowie der Historiker und Kanzler des Klosters Einsiedeln, Pater Rudolf OSB (1890-1971).

Die Zigerli als Nebenlinie der Henggeler von Ägeri

1469 findet sich der Name "Zigerli" erstmals als Beiname des auf dem Gut Mettli (Unterägeri) sitzenden Heinrich Henggeler. Wenig später treten die Zigerli auf dem benachbarten Hof Bödli auf. Von dort gelang dem kleinen, lediglich in der unteren Allmendkorporation genössigen Geschlecht der politische Aufstieg: Heinrich amtierte ab 1516 als Ratsherr, 1519-21 als eidgenössischer Landvogt in den Freien Ämtern und 1529-30 im Thurgau. Sein Sohn Appolinaris war zwischen 1558 und 1577 dreifacher Ammann von Stadt und Amt Zug. In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts starb das Geschlecht mit Fähnrich Heinrich Zigerli aus.

Die Henggeli in Zug

Wohl auf den zum Zuger Stadtgebiet gehörenden Hof Hänggeli lassen sich die seit 1410 nachgewiesenen Henggeli in Zug zurückführen. Von dort erneuerte Heinrich 1508 das städtische Bürgerrecht der Familie, starb aber kurz nach 1520 ohne Nachkommen zu hinterlassen, womit das Geschlecht in der Stadt Zug ausstarb.

 

Eine genealogische Verbindung zu den Henggeler von Ägeri konnte bisher nicht gefunden werden. Auch für die mehrfach geäusserte These, die Henggeler des Ägeritals seien vor 1400 von besagtem Hof Hänggeli ins Ägerital

gewandert, konnten bisher keine konkreten Hinweise gefunden werden. Vielmehr verweisen Nennungen in den Jahrzeitbüchern von Steinen und Sattel auf eine Zuwanderung aus dem benachbarten Schwyz.

Literatur:

Henggeler, Rudolf: Die Henggeler- Talleute zu Ägeri, Zug 1934. (inkl. Familienregister)

 

Zwicky von Gauen, Johann Paul: Henggeler, in: Schweizerisches Familienbuch 1, Zürich 1945, S. 94ff.

 

Iten, Albert: Geschlechter und Namen in Innerschwyz und im Ägerital, Zug 1948, S. 21-24, 57, 59, 71.

 

Iten, Albert/ Zumbach, Ernst: Wappenbuch des Kantons Zug, Zug 1974, S. 72ff.

 

Morosoli, Renato/ Sablonier, Roger/ Furrer, Benno: Ägerital- seine Geschichte, Baar 2003.

 

zum Artikel im Historischen Lexikon der Schweiz